2020

Mär
24

Homeoffice-Tagebuch: Marc-Oliver Schaake


Das Thema Heimarbeit verfolgt mich schon eine ganze Weile und, wenn ich ehrlich bin tue ich mich gelegentlich immer noch schwer damit über einen längeren Zeitraum komplett zuhause zu arbeiten.

Von einzelnen Tagen mal abgesehen, fing die erste Homeoffice-Phase bei mir irgendwann 2003 mit dem Umzug von Krefeld nach Duisburg an. Um mir die tägliche Fahrt ins Büro zum KIAG-Partner cpmo zu sparen, habe ich damals im gleichen Haus in dem sich auch meine Wohnung befand ein kleines Büro angemietet. Das war trotz einiger technischer Unzulänglichkeiten (damalige DSL-Geschwindigkeiten und eine etwas leistungsschwache Heizung) eigentlich sehr gut, da es wie auch im Beitrag von Tracy beschrieben keinerlei Ablenkung bot und man abends einfach die Türe hinter sich schließen konnte.

Irgendwann begann dann die "wilde" Projektphase, in der ich ständig zwischen Waldkirch, Darmstadt, Berlin unf Duisburg hin- und hergependelt bin. Die wenigen Stunden zuhause, habe ich dann konsequenterweise auch nicht vor dem Rechner verbracht. Gegen Ende meiner Projekte bei den Norddeutschen Mischwerken 2006 in Berlin-Spandau habe ich dann den Entschluss gefasst, mir in Berlin eine Wohnung zu suchen.

Zu Anfang begann meine Arbeitswoche sonntags gegen 16 Uhr im ICE in Richtung Kunde und endete mit Rückkehr aus Freiburg um 01:30 am frühen Samstagmorgen. Dementsprechend war es auch völlig in Ordnung, dass mein Heimarbeitsplatz aus einem kleinen Schreibtisch im Wohnzimmer bestand. Viel Gelegenheit diesen zu benutzen hatte ich in den ersten Jahren eh nicht.

Natürlich folgten irgendwann zwangsläufig auch die Monate, in denen es reisetechnisch etwas ruhiger wurde. Drei oder vier Wochen am Stück im heimischen Wohnzimmer arbeiten und das an kurzen und kalten Wintertagen kann mitunter arg aufs Gemüt schlagen. Wann immer sich die Gelegenheit bot, habe ich mir mein MacBook geschnappt und bin bspw. ins Café St. Oberholz gefahren. Da ich auf meinen vielen Reisen mit der Bahn festgestellt habe, dass ich auch sehr gut im Zug arbeiten kann, habe ich häufig meine BahnCard 100 ausgenutzt und bin zum Arbeiten quer durch Deutschland gefahren. Gerade zu Randzeiten eignen sich die 6er-Abteile im ICE 1 ideal zum konzentrierten Arbeiten. Dank Lotus Notes war ich auch nicht all zu sehr von einer Online-Verbindung abhängig.

Aufgrund verschiedener Entwicklungen bei GFI und cpmo zog es mich 2011 wieder zurück nach NRW. Von meiner neuen Heimat in Köln konnte ich bequem zur cpmo ins Kölner Medienzentrum-Ost in der Schanzenstraße laufen und Dank direkter Anbindung an die A3 ließ sich ab da die GFI auch recht bequem mit dem Auto erreichen. In der Folgezeit wechselten sich Heimarbeit und die Anwesenheit bei GFI und cpmo ab.

Dabei hat sich herausgestellt, dass das Arbeiten von zuhause für mich immer dann am Besten funktioniert, wenn ich ein kniffliges Problem zu lösen habe und dafür einfach Ruhe brauche. Beim sog. "Tunneling" nehme ich dann von meiner Umgebung irgendwann gar nichts mehr wahr und vergesse vollkommen die Zeit. Gerne nutze ich meinen Arbeitsplatz zuhause auch dann, wenn ich am Nachmittag oder frühen Abend von Köln aus mit dem Zug zu Kunden oder in die Bühler Niederlassung fahre.

In der Vergangenheit gab es immer wieder Phasen, wo der Heimarbeitsplatz technisch aufgerüstet wurde und solche, in denen ich die Ausstattung auf ein Minimum reduziert habe.
Auf die richtige Ausstattung kommt es an
Dass sich der Corona-Virus auch in Europa breit machen würde, zeigte sich ja schon vor einigen Wochen ab. Ohne allerdings spezifisch daran zu denken, habe ich um Karneval herum damit begonnen meinen Heimarbeitsplatz zu optimieren. Dazu gehört ein 25 Zoll TFT-Display aus einer der hochwertigeren "ultrasharp" DELL-Baureihen. Bei Monitoren bin ich wählerisch und habe mich bewusst für ein Gebrauchtgerät entschieden, da diese Serie nicht mehr verkauft wird und das Nachfolgemodell bei mir Kopfschmerzen verursacht. Wer jeden Tag acht Stunden und mehr vor dem Bildschirm sitzt, sollte dies auf jeden Fall vor dem "richtigen" Gerät tun.

Wer viel telefoniert, sollte auch zuhause über die entsprechende Ausstattung verfügen. Aus Platzgründen habe ich mich gegen das bei uns übliche Yealink T48-Tischtelefon entschieden und nutze den pascom Client unter macOS mit einem DECT-Headset von Jabra. Wichtig dabei ist, dass das Headset mit DECT anstelle von Bluetooth arbeitet. Mit den neuen MacBooks und USB-C funktionieren die Bluetooth Dongles von Jabra nicht mehr so störungsfrei. Dazu kommt, dass man mit einem DECT-Headset während des Gesprächs auch frei im Raum herum laufen kann, ohne dass die Verbindung schlechter wird.

Da ich immer mal wieder etwas drucken, scannen oder sogar faxen muss, habe ich einen Canon-Multifunktionsdrucker aus der PIXMA-Serie. Zum Faxversand nutze ich dann aber den pascom Client. Das Gerät hat mir schon so viele unsinnige Fahrten ins Büro gespart, nur weil mal wieder jemand unbedingt Stempel und Unterschrift auf einem Dokument sehen wollte.

Da ein Arbeitstag ohne Kaffee unvorstellbar ist habe ich mir einen Kaffeevollautomaten von Saeco zugelegt. Gerade wenn man über längere Zeit von zuhause aus arbeitet, werden Kapselmaschinen abgesehen vom Umweltaspekt schnell zu teuer. Die klassische Filtermaschine kommt für mich nicht in Frage, weil man entweder ständig Kaffee nachkocht oder sich irgendwann der Geruch von angebranntem Kaffee in der Wohnung breit macht. Beides lenkt zu sehr ab.

Pro & Contra

+ keine verschwendete Lebenszeit durch Pendeln
+ idealerweise genügend Ruhe zum konzentrierten Arbeiten
+ selbst gekochtes Mittagessen statt Pizzataxi, was auch sehr viel Geld spart

- der Flurfunk läuft an einem vorbei
- wenn man dazu neigt die Zeit zu vergessen, ist es schnell 22 Uhr
- man muss aufpassen, dass man genug Bewegung bekommt

Jeder, der mit dem Gedanken spielt seinen Arbeitsplatz nach Hause zu verlegen sollte sich fragen, ob es wirklich das Richtige ist. Vom fehlenden direkten Kontakt zu den Arbeitskollegen, der notwendigen Disziplin in Sachen Arbeitszeit und dem Umgang mit möglichen Ablenkungen im eigenen Haushalt, gibt es eine Reihe möglicher Knackpunkte zu beachten.

Insofern man nicht den ganzen Tag fremdbestimmte Arbeiten wie Telefonsupport leistet, ist es wichtig sich gerade bei den ersten Gehversuchen im Homeoffice einen Plan für den Arbeitstag zurecht zu legen. Man sollte es tunlichst unterlassen, sich morgens im Pyjama an den Rechner zu schleppen. Abgesehen von möglichen Peinlichkeiten wenn in einer Websession dann doch versehentlich einmal die Kamera angeht, sollte man seinen Tag schon so strukturieren wie man es auch an Bürotagen tun würde. Ansonsten sind die durch den Wegfall der Fahrzeit gesparten Stunden schnell dahin.
Das Leben nach Corona
Eine spannende Frage wird sein, ob sich meine ambivalente Haltung zur Heimarbeit in den nächsten Wochen ändern wird. Realistischerweise ist davon auszugehen, dass der "Lockdown" mindestens bis Ende April, wenn nicht sogar Mai anhalten wird. Viel Zeit, um darüber nachzudenken.

Bislang macht es jedenfalls noch Spaß.

Marc-Oliver Schaake

Geschäftsführung - Consulting - Projektmanagement - Development
Lotus Notes Consultant & Entwickler seit 1995
  • SAP to Notes-Projekte
  • Verantwortlich für Produktentwicklung