2018

Mär
22

IBM Think 2018: Notes-Applikationen nativ auf iOS (und Android)


Seit Längerem bemängeln Kunden und Partner, dass es seitens IBM keine irgendwie geartete Möglichkeit geschaffen wurde, bestehende Notes-Applikationen auf mobilen Endgeräten laufen zu lassen. Genug Raum für Drittanbieter, mit eigenen Lösungen diese Lücke zu füllen.

So sind einige Tools erhältlich, die mit geringem Aufwand Notes-Applikationen mit geringer Komplexität nahezu automatisiert mobilisieren können. Wir von GFI haben uns damals dazu entschieden, mit FlowGate einen anderen Weg zu beschreiten. Für uns war es nicht Ziel, bestehende Applikationen 1:1 umzusetzen, sondern aus der Nutzersicht heraus relevante Prozesse so zu mobilisieren, dass die Kernfunktionalitäten einfach und schnell auf Geräten mit kleinen Bildschirmen nutzbar gemacht werden.

Dennoch muss man anerkennen, dass je komplexer eine Notes-Applikation ist, umso schwerer ist es über die reine Darstellung von Inhalten, einzelne Schritte zu mobilisieren. Das hat auch mit der Art zu Entwickeln zu Tun. In Notes-Masken versteckt sich quasi hinter jedem Button oder Hotspot ein Teil Businesslogik. Sei es beim Speichern eines neuen Kundendokuments die automatische Vergabe der Kundennummer oder bei einem Urlaubs-Freigabeworkflow die ID des Zeitvorgesetzten.

Möchte man diese Funktionen mobil abbilden, so muss man entweder die gleiche Business-Logik erneut irgendwo abbilden, evtl. sogar noch in einer anderen Programmiersprache und/oder lokal auf dem mobilen Endgerät oder aber man löst die Logik aus den Notes-Masken (und Ansichten, Aktionsleisten etc.) und lagert sie in Bibliotheken aus und sorgt dafür, dass die Funktionen auch aus einem anderen Kontext (Webbrowser, REST-API) heraus aufgerufen werden können.

Dabei stellen sich für die Entwickler eine ganze Menge Fragen:
    • Will ich wirklich zehn bis 15 Jahre alten Quellcode in Bibliotheken kapseln und ggf. zusätzliche Objekte übergeben, damit dieser auch aus anderen Kontexten heraus ansteuerbar ist?
    • Wie stelle ich sicher, dass heute schon (nahezu) redundant vorgehaltener Code zusammengeführt und getestet wird?
    • Möchte ich eine 1:1 Portierung einer Applikation mit anderen Tools/Endgeräten beginnen, wenn auch die Vorlage "lebendig" ist? Wie stelle ich sicher, dass die Frontend-Entwicklung nicht auseinander läuft?
    • Wie stelle ich sicher, dass mobile Endgeräte nicht mit unnötigen Daten belastet werden?
    • Ist meine Notes-Applikation überhaupt noch zeitgemäß oder nehme ich die Mobilisierung zum Anlass, die zugrunde liegende Applikation zu modernisieren?
    • [...]

Die obige Liste ließe sich beliebig lange fortsetzen. Das Ergebnis der Überlegungen lautete dann auch für viele Kunden: Wir belassen erst einmal alles beim Alten und erlauben den Zugriff per Citrix-Client vom iPad auf einen Notes-Client im Rechenzentrum.

So verwundert es auch nicht, dass bei fast jedem Aufeinandertreffen von Anwenderunternehmen und IBM das Thema "Notes on iPad" angesprochen wurde. Zuletzt wieder bei den Domino Jam-Veranstaltungen. IBM hat häufiger schon eine Lösung versprochen, kam dem aber in den letzten Jahren nicht nach und präsentierte stattdessen diverse Strategien und Tools zur Anwendungsmodernisierung. Bereits beim Domino Jam in Zürich klang aber deutlich durch, dass IBM und HCL die Bedeutung verstanden haben und endlich an einer Lösung arbeiten um den Kundenanforderungen nachzukommen.

Auf der gerade in Las Vegas laufenden IBM-Konferenz "Think" bekamen die Anwesenden einen ersten Blick auf den aktuellen Stand der Entwicklungen.

Sollte ein solcher Client mit Notes/Domino 10 zur Verfügung stehen, so wäre das für uns Anwender ein Riesenschritt und würde bei so mancher Diskussion um die Zukunft von Notes und Domino gehörig Druck aus dem Kessel nehmen.

Wer aber wirklich ein Interesse daran hat, seine Notes-Applikationen auch über 2025 hinaus im Unternehmen einsetzen zu wollen, sollte anstatt sich zurückzulehnen, genau jetzt damit beginnen, eine echte Mobile Strategie zu entwickeln und dieses "Geschenk" dazu zu Nutzen um Schritt für Schritt seine Anwendungen zu modernisieren und mit zeitgemäßen Oberflächen und Bedienworkflows auszustatten.

Marc-Oliver Schaake

Geschäftsführung - Consulting - Projektmanagement - Development
Lotus Notes Consultant & Entwickler seit 1995
  • SAP to Notes-Projekte
  • Verantwortlich für Produktentwicklung